Fiktiver Corona-Dialog
„Corona ist tief in unsere Welt eingedrungen, hat den Alltag tiefgreifend verändert.“
„Stimmt, und für viele eine völlig neue Situation geschaffen, die man so vorher nicht kannte oder bisher erlebt hatte.“
„Und plötzlich befand man sich in einem Krieg gegen Viren.“
„Aber wer ist dieser Gegner, gegen den dieser Krieg geführt wird? Sind Viren überhaupt Lebewesen?“
„Na ja, sie können sich zwar vermehren, brauchen dafür aber einen, der das Milieu bietet, in dem sie sich teilen können, in dem sie aber auch mutieren. Sie selbst verfügen über ein Programm, das die Teilung und damit die Vermehrung steuert.“
„Wenn man Viren, weil sie keine eigenen Stoffwechselprozesse haben, nicht als Lebewesen betrachten kann, kann man sie auch nicht töten, sondern nur ihre Vermehrung stoppen.“
„Aber Viren sind Teil unserer Lebenswelt, Teile des menschlichen Erbgutes bestehen doch aus verstümmelten Viren?“
„So ist es, die Geschichte des Lebens und der Evolution ist somit auch eine Geschichte der Viren.“
„Das heißt, die Herausforderung der Corona-Pandemie besteht darin, neue Lebensmodelle, neue Praktiken und Denkformen, ja ein neues Alphabet des Lebens zu entwickeln?“
„Große Worte zwar, aber ja, auch weil die ursprünglichen Verbreiter der Pandemie Akteure der globalisierten Welt sind.“
„Betroffen sind aber auch viele Menschen, die zwar von diesen Prozessen nicht profitieren, aber ihnen trotzdem ausgesetzt und aufgrund kollabierender Ökonomien in eine existenzielle Bedrohungslage geraten sind.“
„Weil nämlich die Infrastrukturen der Technosphäre durch die Mobilität und technische Durchdringung aller Lebensbereiche so komplex geworden sind, dass sie sich in vielen Teilen der Kontrolle entziehen.“
„Das heißt, somit auch Freiheitsräume zubauen.“
„Genau, und die Logiken der Konsumgesellschaften plündern die Ressourcen der Erde.“
„?“
„Durch die Möglichkeiten für jeden Einzelnen, überall hin reisen zu können und zu jeder Jahreszeit alle nur irgendwie erdenklichen Produkte kaufen zu können.“
„Im Kampf gegen das Virus müssen daher neue Fenster geöffnet werden, um notwendige Handlungsspielräume zu gewinnen.“
„Genau wie bei Klassentreffen, wenn es deren schon so viele gab.“
„Und was ist mit unseren Klassentreffen in diesen schlimmen Covid-Zeiten?“, denkt man sich. „Jetzt im Winter wird das Ganze ja vielleicht noch schlimmer.“
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