Jedem, dessen Karriere einmal für längere Zeit in US-Unternehmen des High-Tech-Sektors verlaufen ist, könnten manche (viele, alle) der folgenden Anmerkungen bekannt vorkommen und realistisch erscheinen. Chefs als stetige, lange Zeit begleitende Eckpfeiler gibt es eher selten: sie verschwinden, wechseln, kommen ganz nach Bedarf eines jeweiligen Projektes. Anwesenheitspflichten während Kernarbeitszeiten: Fehlanzeige. Fest zugewiesene Arbeitsplätze oder Büros: Fehlanzeige. Da alles mobil erledigt wird, treffen sich die Mitarbeiter einer Belegschaft unregelmäßig und eher zufällig. In dieser sehr frei und selbstbestimmt erscheinenden Arbeitswelt wird von jedem Einzelnen voller Einsatz und ein hohes Maß an Managementkompetenz erwartet (vorausgesetzt). Nicht selten wird die Nächte durchgearbeitet und Müdigkeit mit Unmengen Kaffee nieder gedrückt: für oft nur kurzlebige Erfolge müssen persönliche Ressourcen bis zum Anschlag (manchmal darüber hinaus) ausgeschöpft werden. Ganz unmerklich, manchmal auch offen ausgesprochen, verschwinden die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Der Preis für den persönlichen Freiheitsgewinn ist mit dem uneingeschränkten Einsatz der ganzen Person zu bezahlen. Und der unbedingten Begeisterung für alle Vorgaben und Unternehmensziele: die Einschwörung hierauf erfolgt u.a. per Firmen-Party oder –Events. Solche Veranstaltungen, haben manchmal schon etwas Sektenzüge: wer hier nicht auf totale Begeisterung gepolt ist oder es gar wagen sollte, einmal fernzubleiben, hat es im Arbeitsalltag nicht unbedingt leichter, bei Wiederholung droht eine Karrierebremse. Und man hat –einschließlich des Ehepartners- totale Transparenz zu demonstrieren.