Ihre Pläne für den Samstagvormittag hatte Jutta begraben müssen. Schon in der Nacht war ihr bewusst geworden, dass es wieder einmal kein lockeres vom Wein begleitetes Zusammensein in ihrer Stammkneipe mit Sven geben würde. Nicht bloß aufgrund des Wetters. Sondern auch, weil es plötzlich viel zu tun gab. Einige Dinge mussten geklärt werden, und zwar sofort.
Als sie ins Büro kam, war die Stimmung noch gut. Nur die Abendausgabe musste noch vorbereitet werden. Nachrichten wurden spätnachts nicht benötigt, abgesehen von einem Notfall. Woran niemand auch nur denken wollte.
Jutta suchte Lutz Habermann, den Chef. Dem war anzusehen, dass auch er keine Bäume mehr ausreißen wollte. Habermann war ein Veteran von ungeheurem Ruf, mit einem Image von Verlässlichkeit und Seriosität. So etabliert war er, dass er sich im Vergleich zu vielen seiner Kollegen mehr Lässigkeit gönnen konnte. Während die anderen es vorzogen, permanent wie hungrige und bissige Wölfe aufzutreten.
Je mehr über einem Unternehmen statt Schönwetter- dann einmal Gewitterwolken (Umsatzrückgang, Gewinneinbruch, Kundenverluste, aggressive Konkurrenz, Konjunkturrückgang, politische Umfeldverschlechterung u.a.)aufziehen, desto heftiger pfeift der Wind an der Bergspitze (sprich Managementebene).
„Und die Sehnsucht nach dem Basiscamp steigt.“
„Der Führungskraft in dieser oder ähnlicher Situation ist äußerlich selten etwas anzumerken.“
„Sein Gang ist aufrecht, seine Stimme fest.“
„Sein Ehrgeiz ungebrochen?“
„Na klar, und, auch sein scharfer Verstand arbeitet.“
„Verhandlungen werden wie immer knallhart geführt?“
„Selbstverständlich, innerlich dagegen sieht es oft anders aus.“
„?“
„Schlaflosigkeit, Unfähigkeit abzuschalten und zu regenerieren.“
„Also das Gefühl, unentrinnbar in einer Endlosschleife gefangen zu sein.“
Umwelt-, Kompetenz- und Wissenscoaching
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